Ein Angebot ist eine Tätigkeit oder eine Äußerung eines Spielers, die sich auf einen Mitspieler bezieht oder sich an ihn richtet und diesen zu einer gestischen/pantomimischen oder verbalen Reaktion veranlassen soll.

Inhaltsverzeichnis

Mögliche Inhalte des Angebots

Ein Angebot beinhaltet Tatsachenbehauptungen, und diese sind beim Improvisationstheater immer sofort und unhinterfragt wahr.
Eine wahre Tatsachenbehauptung (dieses Angebot) kann beinhalten eine Aussage über

  • die Personen (Name, Alter, Charakter, Gemütszustand usw.),
  • die Beziehung zueinander der Personen auf der Bühne (grundlegend z.B. dass sie Geschwister sind, oder hinsichtlich des aktuellen emotionalen Beziehungsgefüges, z.B. , dass sie aufeinander böse sind),
  • den Ort, an dem die Szene spielt,
  • die Zeit (Epoche, aber auch Uhrzeit/Tageszeit),
  • das Genre,
  • die Routinen,
  • ein Problem, eine Fragestellung, ein Ziel, ein "Versprechen".
Eine Behauptung kann auch nichtverbal sein, z.B. wenn ich einen Raum einrichte.

Dramaturgisch

Dramaturgisch gesehen hat das Angebot im Laufe der Szene bzw. der Langform unterschiedliche Funktionen:

  • Am Anfang der Geschichte dienen die - angenommenen - Angebote dazu, die grundlegenden Informationen also die Basisinformationen zu etablieren, siehe CBZO/ROTZ/CROW.
  • Nach der Etablierungen der grundlegenden Informationen und der Routinen haben die (weiteren) Angebote das Ziel, eine Handlung anzustoßen, voranzutreiben und/oder einen Konflikt, ein Problem, ein Versprechen zu etablieren,
  • die folgenden (weiteren) Angebote dienen dazu, den Konflikt, das Problem zu verschärfen, es größer zu machen, (weitere) Hürden aufzubauen,
  • schließlich gibt es Problem-Lösungsangebote und das Angebot, das zum Ende der Geschichte führt bzw. führen kann.

Beziehungsaussage

Hilfreich ist es, wenn das Angebot (auch) eine Beziehungsaussage beinhaltet.

Beispiel:

Frau zu ihrem Ehemann:

"Liebling, du hast ja schon wieder den Regenschirm vergessen!"
oder positiv:
"Liebling! Super, dass du heute endlich mal an den Regenschirm gedacht hast!"
ist besser, als wenn sie zu ihm sagt:
"Das ist ja mal wieder ein Scheißwetter!"

Richtige Reaktion

Reagiert der Spielpartner auf ein Angebot "richtig", bringt das die Szene voran. Richtig reagieren heißt, dass er dieses Angebot annimmt, also zum Beispiel nicht - häufigster Fehler - blockiert.

Eindeutiges oder offenes Angebot

Ein Angebot kann eine deutliche Richtung aufzeigen, in die sich die Szene entwickeln könnte. Es kann aber auch "offen" sein, also mehrere Möglichkeiten der szenischen Weiterentwicklung lassen. Grundsätzlich ist ein "eindeutiges" Angebot zu bevorzugen, weil eine starke Behauptung die Szene schnell und gezielt voranbringt.

Beispiel - Anfang einer Szene:

"Herr Schmidt, die kriminaltechnische Untersuchung hat ergeben, dass sie aus dieser Waffe geschossen haben!"
oder
"Das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung ist da." (offen[er]es Angebot)
oder
"Die Untersuchungsergebnisse sind da." (noch offener)
oder
(Spieler, bezogen auf etwas, das er in der Hand hält:) "Sie sind da."

Überflüssige Angebote

Wichtig ist es auch, die Spielpartner nicht mit zu vielen Spielangeboten zu überschütten. Bei einer etablierten Geschichte sollte man nicht plötzlich ein grundlegend neues Angebot machen, das mit der Geschichte nichts zu tun hat bzw. das die Geschichte nicht voranbringt. In allen diesen Fällen besteht die Gefahr, dass die Handlung nicht mehr stringent ist und man das Versprechen der Geschichte aus den Augen verliert. Wichtige Grundregel: Das nehmen, was da ist.

Beispiel:

Ein Ehekonflikt ist etabliert. Die Frau (Hauptfigur) bezichtigt den Mann der Untreue, die beste Freundin der Ehefrau will vermitteln. Hier wäre es z.B. überflüssig, wenn in einer eigenen Szene die beste Freundin plötzlich von ihrem Arzt mitgeteilt bekommt, dass sie Krebs hat. Der Spieler, der die Spielidee Arzt + Krebsmitteilung hat, sollte also auf das Spielangebot verzichten. Denkbar wäre es aber z.B., dass die Ehefrau von ihrem Arzt erfährt, dass sie (von ihrem Ehemann) schwanger ist. Das würde den vorhandenen Konflikt verstärken. Wenn sich die Geschichte bereits stark auf das Ehepaar fokussiert hat, dürfte es z.B. zu viel des Guten sein, wenn sich herausstellt, dass die Ehefrau von einem Dritten schwanger ist.

Siehe auch: Behauptung

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last update: 2019-11-10
by Guido Boyke
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